Eine globale Pandemie stellt Unternehmen sowie die Gesamtwirtschaft momentan vor ungeahnte Herausforderungen und erschwert sowohl das Tagesgeschäft als auch eine strategische Planung. Uns interessiert dabei die folgende Fragestellung: Wie verändert sich in diesen Zeiten der Unsicherheit die Bedeutung von Verantwortung und CSR in Unternehmen? Zu diesem Thema haben wir “5 Fragen an…” Janine Steeger.

 

(1) Was machen Sie zurzeit beruflich? Welche Themen, mit denen Sie sich beschäftigen, sehen Sie besonders von der Pandemie betroffen?

Janine Steeger: Nun, unser aller Leben, privat und beruflich, jeder einzelne Bereich, ist von der Pandemie betroffen. Und die größte Herausforderung wird es sein, den Kampf gegen die Klimakrise endlich aus der Verzichts- und Verbotsecke rauszuholen und ihn vollumfänglich als Chance und deutliche Verbesserung unseres Lebens zu begreifen. Die Pandemie hat den Menschen viel abverlangt und tut es immer noch. Vieles war und ist eingeschränkt und natürlich verspüren die Menschen einen großen Nachholbedarf. Wenn Klimaschutz für die Menschen also Verzicht und Einschränkung bedeuten, was in vielen Köpfen ja so ist, dann wollen die Menschen das nicht, weil sie sagen: Jetzt reicht’s, ich will mein Leben zurück. Wir müssen positive Visionen vermitteln, Lösungen und Wege aufzeigen, die das Leben besser machen und Nachhaltigkeit erlebbar machen. Daran arbeite ich seit 10 Jahren, als Moderatorin, Speakerin, Buchautorin und Gründerin.

 

(2) Wie änderte sich in den Zeiten der Pandemie, Ihrer Einschätzung nach, die Bedeutung von Unternehmensverantwortung und CSR?

Janine Steeger: Bei dieser Antwort lasse ich mich mal von einer Hoffnung tragen. Als Co-Founder von Futurewoman.de, glaube ich, dass das “Weibliche Prinzip” besonders gut in Krisen funktioniert. Wir Frauen können Krise. Das hat sich in der Corona-Krise an vielen Stellen bewiesen und diese Erkenntnis sollten wir endlich für die Klimakrise nutzen. Wir brauchen mehr Nachhaltigkeit-Expertinnen in der öffentlichen Diskussion und in Entscheidungsebenen. Und in letzteren können sie dann auch dafür sorgen, dass das Thema Unternehmensverantwortung und CSR eben nicht in der Abteilung bleibt, sondern wirklich in der Unternehmens-DNA verankert ist und auch mit Budget ausgestattet wird.

 

(3) Wie hat die Pandemie aus Ihrer Sicht zu einer Verschiebung der gesellschaftlichen Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen beigetragen?

Janine Steeger: Es ist nicht die Pandemie, die dafür gesorgt hat, dass alle über Nachhaltigkeit sprechen und Strategien entwickeln. Es sind Ereignisse auf der Welt, die die Beschleunigung des menschengemachten Klimawandels mit aller Deutlichkeit aufzeigen. Es ist die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes und die Tatsache, dass wir uns als Land verpflichtet haben, Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Und hinzu kommt die Erkenntnis, dass wir das nur schaffen, wenn die nächste Bundesregierung alles in ihrer Macht stehende tut, um diese letzte Chance wahrzunehmen, die Pariser Klimaziele zu erreichen.

 

(4) Denken Sie, dass die Corona-Krise einen Anstoß zur Diskussion einer grundsätzlichen Neukonzeption der Art, wie wir zukünftig wirtschaften möchten, darstellt?

Janine Steeger: Im Großen und Ganzen glaube ich nein. Ich glaube, dass alle verstanden haben, dass globale Lieferketten anfällig sind und es gut ist, Teile der Wirtschaft im eigenen Land zu halten. Ich bin keine Globalisierungsgegnerin, aber ich glaube, das ist ein starkes Argument, neben dem Arbeitsplatzerhalt, für Sektoren wie Stahl oder Automobil bspw. Ich glaube aber nicht, dass durch die Pandemie das Streben nach fortwährendem Wirtschaftswachstum gebrochen ist. Umso wichtiger, dass wir gute Strategien bereithalten, um klimaneutral zu wachsen. Klimaneutralität bis 2045 herzustellen bei gleichzeitigem weiterem Wachstum ist natürlich eine doppelte Herausforderung. Große Teile der Wirtschaft sind dafür gut aufgestellt. Jetzt braucht es mutige Politik, die dazu passt.

 

(5) Stichwort “The New Normal”: Welche aus der Pandemie entstandenen Potentiale sollten künftig beibehalten werden und was wünschen Sie sich aus der Zeit vor der Krise zurück?

Janine Steeger: Ich glaube, dass sich vor allem in der Arbeitswelt tolle Möglichkeiten gezeigt haben, die unser Arbeitsleben verbessern. Mehr Homeoffice-Möglichkeiten, weniger sinnlose Geschäftsreisen, höhere Reichweiten bei Veranstaltungen durch hybride Events. All das sollten wir in großen Teilen aufrecht erhalten, zur Schonung der eigenen Ressourcen und der des Planeten.

 

Unternehmensverantwortung und CSR in der Krise – 5 Fragen an… ist eine Interviewreihe zum Thema Wirtschaftsethik in Krisenzeiten. Sie zeichnet sich besonders durch die Pluralität unserer Expert_innen aus. Die gesamte Reihe veröffentlichen wir fortlaufend im Dossier.

 

 

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