Nachbericht zur semi-virtuellen Auftaktveranstaltung der DNWE-Veranstaltungsreihe 2020

Die Auftaktveranstaltung “Integrität und Compliance in der Krise – oder: Warum Wirtschaftsethik gerade jetzt gebraucht wird” der diesjährigen Veranstaltungsreihe zur Jahrestagung des DNWE, wurde erstmals – den gegebenen Umständen entsprechend – semi-virtuell ausgerichtet. Getreu dem Motto: Den Wandel in die Virtualität als Chance zu begreifen, konnte neben hochkarätigen Speaker_innen ein breites Teilnehmerfeld von bis zu 200 Zuschauer_innen erreicht werden.

Ein besonderer Dank gebührt im Vorfeld unserem Veranstaltungspartner der Hochschule Konstanz. Die Räumlichkeiten des Fachbereichs Kommunikationsdesign unmittelbar am Seerhein boten dem Veranstaltungsformat die notwendige technische Ausstattung, sowie die richtige Kulisse für eine corona-konforme Veranstaltung. Diese eröffnete Prof. Dr. Stephan Grüninger in seiner Funktion als Vorstandvorsitzender des DNWE und Hochschulprofessor. Er verwies gezielt auf die Anpassungen, welche das DNWE aufgrund der Pandemie ergriffen hat und erläuterte den Teilnehmenden, dass vor allem auch wirtschafts- und unternehmensethische Diskurse immens von der aktuellen Situation beeinflusst würden. Andere Krisen oder allgemein gesprochen das Themenfeld Nachhaltigkeit, sollten jedoch nicht außer Acht gelassen werden dürfen und sind nach wir vor von Relevanz. Um diese unterschiedlichen Teilaspekte gezielt diskutieren zu können, bieten die verschiedenen virtuellen Konferenzen des DNWE eine gute Plattform. Nach einer Einführung zur virtuellen Veranstaltungsreihe und kurzer Darstellung der weiteren Redebeiträge, übergab Prof. Grüninger das Wort an die neu ins Amt berufene HTWG-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Rein. In Ihrer kurzen Grußbotschaft sprach die frischgebackene Präsidentin die Bedeutsamkeit von ethischem Handeln von Politik und Wirtschaft an, um Vertrauen der Gesellschaft in diese zu schaffen und zurückzugewinnen.

 

Im Anschluss führte Prof. Grüninger einen spannenden Dialog zu Integrität und Compliance mit Renata Jungo Brüngger, Vorständin für Recht & Integrität der Daimler AG. Neben den facettenreichen Tätigkeitsbereichen, welche Frau Jungo Brüngger als Vorständin der Daimler AG zu verantworten hat – neben Compliance-Organisation auch eine integre Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit, CSR sowie die Revision – diskutierten die beiden Experten über die Entwicklung der Compliance. Diese begleitete Frau Jungo Brüngger von Beginn an. Im Jahr 2011 trat Sie als Leiterin des Bereichs Legal in die Daimler AG ein. Zeitgleich befand sich diese mitten in einem Compliance-Monitor. Im Gespräch erläuterte Frau Jungo Brüngger wie die Compliance sich weit über die Korruptionsprävention hinaus entwickelte und aus Ihrer Sicht ins Rollen kam.

Folglich wurden die die zukunftsweisenden Themen (Stichwort: adaptive Compliance) sowie die aufkommenden Schwierigkeiten, denen sich ein Unternehmen wie die Daimler AG durch die vorherrschende ex nuct ex tunct Betrachtung zu stellen hat, diskutiert. Eine weitere richtungsweisende Thematik stellt für die beiden Diskutanten auch das sich in den Startlöchern befindende Sorgfaltspflichtengesetz.

Nicht zu kurz kam im Gespräch die Dieselthematik und deren Implikationen für die Automobilindustrie. Frau Jungo Brüngger und Prof. Dr. Stephan Grüninger erörterten gemeinsam die Differenz zwischen Qualitätsmangel und internationalem Betrug. Zudem nahm die Vorständin der Daimler AG Stellung zur in den USA getätigten Vergleichszahlungen. Abschließend legte Frau Jungo Brüngger dar wie Mitarbeiter_innen und Führungskräfte in der Daimler AG dazu befähigt werden ausgewogene Entscheidungen – und zwar in allen Bereichen einer Organisation – zu treffen und ging auf Prof. Dr. Stephan Grüningers Frage ein, wie ethical awareness im Unternehmen vermittelt wird.

 

Auf das Interview folgte ein gewohnt redegewandter und inhaltsreicher Beitrag von Dr. Stefan Otremba, DNWE Vorstand & Partner | Head of Risk bei der KPMG AG zu Compliance und Risikomanagement in der Krise. Die verschriftlichte Form des Redebeitrags zum Nachlesen finden Sie hier.

 

Anschließend diskutierte Dr. Wolfgang Bartels, der neue Chief Compliance Officer der Daimler AG, der ebenfalls aus Stuttgart an den Bodensee gereist war, gemeinsam mit den digital zugeschalteten Panelist_innen: Stefanie Reichel, Mitglied der Geschäftsleitung sowie Chief Legal & Compliance Officer der Vodafone GmbH und Vorsitzende des DICO-Verwaltungsrats, Prof. Dr. Charlotte Schmitt-Leonardy, seit Oktober 2020 Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht und interdisziplinäre Rechtsforschung an der Universität Bielefeld und Rainald Thannisch, Referatsleiter für Mitbestimmung, Corporate Governance und CSR beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) die Frage, ob es zur Integritätsförderung in der Wirtschaft den Gesetzgeber benötigt. Moderiert wurde die Paneldiskussion von Prof. Grüninger und Dr. Otremba.

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Beteiligten sowie den Teilnehmenden für eine gelungene Auftaktveranstaltung und freuen uns auf die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe.

 

 

 

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