Madeleine Koalick gründete 2010 die deutsche Filiale der Management-Beratung twentyfifty in Berlin. Als Director of Consulting begleitet sie multinationale Unternehmen dabei, ihren strategischen Ansatz für menschenrechtliche Sorgfalt und verantwortliche Beschaffung zu entwickeln und entlang der gesamten Wertschöpfungskette umzusetzen.

Auf dem 3. Deutschen CSR-Kommunikationskongress ist sie Gast im Workshop “SDGs: Mehr Bilder und Schlagworte? Vom Nutzen der SDGs für die CSR-Kommunikation”.

Welche Veränderung haben die SDGs für die Bedeutung des Themas „Menschenrechte“ in den Unternehmen gespielt?

Die Bedeutung der Menschenrechte für die SDGs und umgekehrt, wird leider bisher viel zu wenig von Unternehmen erkannt. Noch zu oft finden beide Themen in ihren je eigenen Silos statt – die Zusammenhänge und die gegenseitige Verstärkung werden übersehen. Menschenrechte werden oft als reines Compliance-Thema behandelt, während die SDGs auch in Verbindung mit Innovation und neuen Geschäftsmodellen gesehen werden. Diese Ansicht greift zu kurz. Mehr als 90% der SDGs und ihrer Unterziele stehen mit Menschenrechten in Verbindung. Die Menschenrechte sind zentrale Grundbausteine für das Erreichen der Agenda 2030. Wenn Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht entlang ihrer Wertschöpfungsketten nachkommen, leisten sie bereits einen großen Beitrag zur Umsetzung der SDGs.

Wie können Unternehmen durch die Beachtung von Menschenrechten Beiträge zur Erreichung der SDGs leisten?

Menschenrechtliche Sorgfalt und die Umsetzung der SDGs sind unauflöslich verknüpft. Werden Menschenrechte – die Grundlage eines Lebens in Würde – nicht geachtet, wird eine nachhaltige Entwicklung erschwert oder unmöglich gemacht. Noch heute gibt es mehr als 2 Millionen Tote pro Jahr durch Arbeitsunfälle, es arbeiten circa 21 Millionen Menschen in Sklaverei und Zwangsarbeit, es gibt mehr als 150 Millionen arbeitende Kinder, davon mehr als 70 Millionen in ausbeuterischer Kinderarbeit. Werden solche menschenrechtlichen Auswirkungen abgestellt, werden Entwicklungshemmnisse beseitigt. Zum Beispiel: Wenn Menschen entlang globaler Lieferketten einen existenzsichernden Lohn erhalten, haben sie auch mehr Möglichkeiten in ihre Gesundheitsversorgung und Bildung zu investieren, Hunger und Armut werden gemindert. Von diesen Verbesserungen profitieren auch die Angehörigen, wie etwa im Haushalt lebende Kinder. Existenzsichernde Löhne für Eltern sind daher essenziell bei der Erreichung der SDG-Ziele zu Ernährung und Gesundheit für Kinder. Um ihren positiven Beitrag zu den SDGs zu stärken, sollten Unternehmen gezielt, risiko- und wirkungsbasiert vorgehen, statt sich einzelne SDGs herauszupicken. Sie sollten zuerst ihre schwersten Risiken für Menschen und Umwelt identifizieren und diese dann in einer Art und Weise angehen, die positive Wirkungen auf Menschen und Umwelt maximiert.

Was sind geeignete Formen für Unternehmen, um über ihr menschenrechtliches Engagement zu berichten?

Menschenrechtliche Sorgfalt bedeutet, zu wissen und zu zeigen („know and show“), dass ein Unternehmen die Menschenrechte achtet. Eine gute Kommunikation ist dafür ein wichtiges Mittel. Die UN-Leitprinzipien und der deutsche Nationale Aktionsplan machen keine festen Vorgaben bezüglich des Kommunikationsformats. Unternehmen sind daher gefragt, aktiv voranzugehen und ihre eigenen Ansätze zu finden. Dabei sollte die Zielgruppe im Mittelpunkt stehen. Gute menschenrechtliche Kommunikation sollte die Menschen erreichen, die vom Unternehmenshandeln potenziell betroffen sein können. Dies kann je nach Sektor durch regelmäßige Community-Foren um die Standorte, Stakeholder-Workshops, Kundenkommunikation etc. geschehen. Fallbeispiele, Story- Telling, Bilder und gut aufbereitete Infografiken helfen, komplexe Themen verständlich zu machen. Gute Kommunikation im Sinne menschenrechtlicher Sorgfalt umfasst also mehr als einen Nachhaltigkeitsbericht, den nur eine Fachöffentlichkeit wahrnimmt.

 

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