Tanja Castor vertritt BASF in verschiedenen nationalen und internationalen Nachhaltigkeitsnetzwerken wie der Global Reporting Initiative, dem UN Global Compact, dem International Integrated Reporting Council oder der Schmalenbach-Gesellschaft.

Auf dem 3. Deutschen CSR-Kommunikationskongress ist sie Gast im Workshop “Von der Last des Berichtens und der Lust an Nachhaltigkeit”.

Die BASF gehört zu den Vorreitern beim Integrated Reporting, einer Form der Nachhaltigkeitsberichterstattung, die als besonders anspruchsvoll gilt. Warum bürden Sie sich diese Last auf?

Eine Last sehen wir darin nicht – vielmehr eine großartige Chance, vermeintliche Grenzen zwischen finanzorientiertem und nachhaltigkeitsorientiertem Denken aufzulösen. Der integrierte Berichterstattungsansatz spiegelt unsere Unternehmensstrategie, die zum Ziel hat, Nachhaltigkeit in alle relevanten Prozesse integrieren. Der integrierte Bericht – vor allem aber der Prozess zur Berichtserstellung – erfordert Teamwork unterschiedlichster Funktionsbereiche und Fachabteilungen, baut so Denksilos ab und stößt interne Veränderungsprozesse an.
Wir sind fest davon überzeugt, dass Unternehmen nur dann langfristig erfolgreich sein werden, wenn sie die Zusammenhänge zwischen finanzieller und nicht-finanzieller – oder wie es lieber ausdrücke – „prä-finanzieller“ Performance verstehen. So kann Unternehmenssteuerung zum Wohle der Gesellschaft und des Unternehmens optimiert werden.

Als Unternehmen mit langjähriger Nachhaltigkeitsberichterstattung hat Sie das CSR-RUG vermutlich nicht sonderlich getroffen. Wie beurteilen Sie dennoch die gestiegenen Erwartungen an die nicht-finanzielle Berichterstattung in den letzten Jahren?

Auch wenn wir bereits seit 2007 eine integrierte Berichterstattung verfolgen und seit den 1980er Jahren eine umfassende Umweltberichterstattung etabliert hatten, gab es doch neue Herausforderungen, die sich aus der neuen Regulierung ergeben hat: seien es neue Definitionen von Materialität oder des Risikoverständnisses. Wir haben die neuen Anforderungen u.a. dazu genutzt, die Inhalte im Bericht besser zu strukturieren und so ein hoffentlich noch besseres Verständnis für unsere Ziele und hinterlegten Due-Diligence-Prozesse zu schaffen.
Wir sehen weiterhin die Tendenz der Regulierer, über neue Transparenz-Anforderungen, eine Integration von ESG-Themen in Unternehmenssteuerung zu forcieren. Als Stichwort sei hier der Sustainable Finance-Action Plan der EU oder TCFD genannt. Grundsätzlich halten wir diese Integration für sinnvoll im Hinblick auf langfristigen Unternehmenserfolg – gleichwohl muss Sorge getragen werden, dass eine Kohärenz mit bestehenden globalen Berichtsstandards gewährleistet ist. Ein zerklüftetes lokales oder singular-thematisches Berichtswesen wird v.a. den Anforderungen des Finanzmarktes nach Vergleichbarkeit und Materialität nicht mehr gerecht werden.

Die Chemieindustrie pflegt mit der Sozialpartnerschaft eine besonders kooperative Beziehung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften. An welchen Stellen macht sich das in der Nachhaltigkeitskommunikation bemerkbar?

Das beste Beispiel für die kooperative Beziehung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft ist sicherlich die Chemie³-Initiative von VCI, IGBCE und BAVC. Hier haben sich die drei Allianzpartner zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit als Leitbild in der chemischen Industrie zu verankern. Eine nachhaltige Entwicklung sehen sie dabei nicht nur als Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen, sondern auch als Chance für eine Zukunftsstrategie der Branche, die wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verträglichkeit verbindet.

 

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