Unternehmen engagieren sich oft freiwillig für die Gesellschaft, und zwar gezielt in ihrer Region oder in ihrem Quartier. Motive, Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für ein solches Handeln haben die Geografinnen Svenja Grzesiok und Meike Schiek während ihrer Doktorarbeiten an der Ruhr-Universität Bochum ergründet. Das Wissenschaftsmagazin Rubin berichtet.

Eigennutz und Gemeinwohl

Meike Schiek wies in ihrer Promotion am Lehrstuhl für Stadt- und Regionalökonomie von Prof. Dr. Matthias Kiese nach, dass es bei dem Engagement von Firmen regionale Bezüge gibt. Sie spricht von Corporate Regional Responsibility, angelehnt an den etablierten Begriff der Corporate Social Responsibility. Exemplarisch betrachtete sie zwei Regionen, das Ruhrgebiet und Frankfurt/Rhein-Main. Dort haben sich Unternehmen zu Netzwerken zusammengeschlossen, die sich über ihre reguläre Geschäftstätigkeit hinaus für ihre Regionen einsetzen.

Die Gründe: „Es ist eine Mischung aus Eigennutz und gemeinwohlorientierter Verantwortung“, fasst Schiek zusammen. Sie identifizierte regionsbezogene, unternehmensbezogene und personenbezogene Motive, wobei erstere in der Corporate-Social-Responsibility-Forschung bislang nicht beschrieben wurden. „Es geht nicht nur um Unternehmensimage, Mitarbeiterzufriedenheit und Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft. Es geht auch darum, den eigenen Standort wettbewerbsfähiger zu machen – wohlwissend, dass, wenn es dem Standort gut geht, auch die dort beheimateten Unternehmen davon profitieren“, so die Geografin.

Bündnisse für Wohnen

Um das Engagement von Unternehmen ging es auch in der Doktorarbeit von Svenja Grzesiok am Lehrstuhl für Internationale Stadt- und Metropolenentwicklung, geleitet von Prof. Dr. Uta Hohn. Sie analysierte sogenannte Bündnisse für Wohnen auf Quartiersebene. Darin können ganz unterschiedliche Partner zusammenkommen – Wohnungsunternehmen, Genossenschaften, öffentliche Verwaltungen, private Eigentümer, Mietervereine oder Quartiersarbeiter –, die ein gemeinsames Ziel teilen: Sie wollen zum Beispiel ihr Quartier aufwerten oder dessen Qualität langfristig stabilisieren.

Grzesiok wollte wissen, wie Bündnisse für Wohnen auf Quartiersebene funktionieren, was Erfolgsfaktoren sind und was Stolpersteine. „Es klingt banal, aber ein entscheidender Faktor für ein funktionierendes Bündnis ist Zeit“, resümiert sie. Zeit, um sich mit den Partnern zu treffen, Zeit, um Fördermittel zu beantragen, Zeit, um Pläne umzusetzen. Ebenso wichtig sind finanzielle Ressourcen und ein Organisator, der die Treffen koordiniert.

Um den Prozess erfolgreich zu gestalten, müssen sich die Bündnispartner zunächst auf gemeinsame Ziele verständigen, eine Vision für das Quartier entwickeln, die aber auch realisierbar ist. Erfolgversprechend ist es, wenn ein Bündnis für Wohnen nicht isoliert arbeitet, sondern in die Quartiersstrukturen eingebettet ist. Ein integriertes Konzept, das auch Verkehrsanbindung, Bildung oder Einkaufsmöglichkeiten mitdenkt, ist für eine gelungene Stadtentwicklung entscheidend.

 

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